Pressemeldung

Öffentliche Anhörung des Hessischen Landtages zum Jugendmedienschutz mit Luna Park 64

Als Experte nahm Mathias Fechter an der Anhörung zum Jugendmedienschutz des Hessischen Landtages am 04. Mai 2011 in Wiesbaden teil. Sein Statement zu den Möglichkeiten und Zielen der Förderung von Medienkompetenz ist hier dokumentiert.

Statement
zur öffentlichen Anhörung zum Jugendmedienschutz des Hessischen Landtages am 04.05.2011Mathias Fechter, Luna Park 64 Medien Konzepte Projekte GmbH

Ich möchte mich mit meinem Statement auf die von den Veranstaltern gestellte Frage konzentrieren, wie Kinder und Jugendliche medienkompetenter gemacht werden können und wie die Landesregierung Medienkompetenz fördern kann. Hierbei stütze ich mich auf die Erfahrungen, die wir als Agentur bei der Entwicklung und Produktion von medialen Lern- und Lehrangeboten zur Förderung von Medienkompetenz bei Jugendlichen gemacht haben – insbesondere sei hier auf das Kooperationsprojekt der LPR Hessen mit dem Hessischen Kultusministerium verwiesen. Im Rahmen der Reihe „Schule des Hörens und Sehens“ wurden von uns verschiedene Schulungs-DVDs mit Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Schüler zu Themen wie Computer- und Videospiele, Internet und Handy oder Film und digitale Bildmanipulation entwickelt. Primäres Ziel dieser Lernangebote ist die Förderung eines reflektierten Medienumgangs. Was bedeutet das? Bei der Rezeption von audio-visuellen Medien – Film, TV, Video – ist damit zunächst das „In-den-Blick-nehmen“ der (eigenen) Beobachterperspektive gemeint. Indem wir bewusst beobachten, wie wir einen Film betrachten, wahrnehmen, wie wir auf ihn reagieren und ihn bewerten, erlangen wir ein Bewusstsein davon, auf welche Weise ein Film mit uns umgeht, welche Wirkungen die filmischen Konstruktionsprinzipien auf uns entfalten und welche Realitätsvorstellungen sie bei uns hervorrufen. Das Erlernen und Kennen der filmischen Gestaltungs- und Konstruktionsprinzipien sowie der digitalen Möglichkeiten der Bildmanipulation hilft dabei, diese Wirkmechanismen wahrzunehmen und nicht alles für bare Münze zu nehmen. Bei den Computer- und Videospielen geht es vorrangig darum, zu einer Reflexion der eigenen Nutzungs- und Rezeptionserfahrungen, der im Spiel präsentierten Symbole und kulturellen Codes sowie der emotionalen und kognitiven Prozesse beim Spielen anzuregen, um einen bewussten und selbstsicheren Umgang zu ermöglichen. Auch bei den neuen Kommunikationsmedien wie Internet und Handy geht es um die Förderung einer reflexiven Haltung. Kinder und Jugendliche müssen lernen, realistische Folgeabschätzungen ihrer Handlungen im Netz oder mit dem Handy vorzunehmen. Nur so können sie kompetent auf dem schmalen Grad zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, zwischen Freiheit und Entblößung wandeln und mögliche Risiken für sich selbst und für andere antizipieren. Generell geht es immer darum, sich der Medienrealität der Kinder und Jugendlichen zu nähern, ohne diese sofort zu bewerten oder zu pädagogisieren und zugleich einen kritischen Blick auf die medialen Umgangsformen zu werfen und ihnen möglicherweise eine neue Perspektive auf ihren eigenen Mediengebrauch zu eröffnen. Ein zentraler Ansatzpunkt zur Förderung von Medienkompetenz in diesem Sinne sind die Schulen. Über sie kann direkt mit Kindern und Jugendlichen quer über alle Bevölkerungsschichten und – nicht zu vergessen – mit den Eltern in Kontakt getreten werden. Gerade die Verantwortung der Eltern muss betont werden. Zuvorderst sie müssen sich der Medienwelt ihrer Kinder zuwenden und ihnen zu einem selbstsicheren und kompetenten Mediengebrauch verhelfen. Hierzu bedarf es Kenntnisse über die Medienwelt der Kinder, aber auch Mut gegebenenfalls Regeln und Grenzen einzufordern. Es geht also darum, über die Schulen nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die Eltern mit Expertise und Beratung zu unterstützen. Das erwähnte Projekt der „Schule des Hörens und Sehens“ von LPR Hessen und HKM ist in diesem Sinne positiv zu bewerten, kann aber nur sehr punktuell helfen. Vielmehr bedarf es umfassenderer Stützungsstrukturen, auf die Schulen und Lehrer zurückgreifen können, um Medienkompetenz unter Einbeziehung der Eltern zu vermitteln. Auf eine Formel gebracht, lässt es sich wie folgt zusammenfassen: Die Schülerinnen und Schüler brauchen im Unterricht Zeiten und Räume, in denen sie ihre Medienerfahrungen formulieren und sich austauschen können. Die Lehrerinnen und Lehrer benötigen wiederum externe Beratung, Expertise, Fortbildung und – nicht zu unterschätzen – zusätzliche Zeit und Ressourcen, um die Schüler dabei begleiten und Medienkompetenz vermitteln zu können. Sie müssen darüber hinaus schließlich in die Lage versetzt werden, die Eltern in Schulveranstaltungen oder Themenelternabenden angemessen beraten und informieren zu können. Durch Förderung und Ausbau der genannten Stützungsstrukturen für die Schulen – bestehend aus Fortbildner, Berater, Experten, AG-Leiter, Lern- und Informationsmedien, Projekten, Hotlines u.a. – kann die Hessische Landesregierung einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz leisten.
Mathias Fechter
Luna Park 64 Medien Konzepte Projekte GmbH
Niddastr. 64
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 25 66 97 0
Fax: 069 – 25 66 97 19
Internet: www.lunapark64.de
Email: fechter@lunapark64.de