Coaching und Prozessbegleitung zur Unterstützung schulischer Medienbildung

Schulen werden als zentrale Akteure gesehen, wenn es um Medienbildung und die Vermittlung von Medienkompetenz geht. Entsprechend formuliert die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz als zentrales Ziel des Bildungswesens, allen Kindern und Jugendlichen "eine bestmögliche Bildung und demokratische Teilhabe in einer zunehmend digitalen Welt zu ermöglichen und Bildungsungleichheit entgegenzuwirken." 1 Erfolgreiche Entwicklungsprozesse seien ohne die kompetente Nutzung digitaler Medien „nahezu unmöglich“. Mit dem Beschluss der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ 2 hat sich die Kultusministerkonferenz darauf verständigt, dass Schülerinnen und Schüler bis zum Ende ihrer Pflichtschulzeit entsprechende Kompetenzen erwerben müssen. In Ergänzung dazu formulierte die Kultusministerkonferenz mit "Lehren und Lernen in der digitalen Welt"3 eine Strategie, in der die Themen Schulentwicklung, Gestaltung von Lehr-Lernprozessen sowie Kompetenzen und Professionalisierung von Lehrkräften in den Fokus gerückt wurden. Vor diesem Hintergrund wurde 2022 in Hessen das Pilotprojekt "Digitale Welt" gestartet, dass Innovationen in der Pädagogik erproben soll, um Medienkompetenz in der Schule fördern zu können.


Noch ist nicht klar, wie Schulen und Lehrkräfte diese hochgespannten Erwartungen erfüllen können. Vieles befindet sich noch im Stadium des Experimentierens und Erprobens, oft treiben nur Einzelkämpfer an ihren Schulen die Thematik voran und viele Lehrkräfte fühlen sich überfordert, Medienkompetenzbildung in ihren Unterricht zu integrieren. Dazu kommt, dass die Rahmenbedingen an den Schulen – hinsichtlich der technischen Infrastruktur, aber auch hinsichtlich der vorhandenen Kompetenzen sowie hinsichtlich der Lehrstile und didaktischen Ansätze – sehr unterschiedlich sind. Dies macht die erforderliche Professionalisierung der Schulen und Lehrkräfte so schwierig.

Standardisierte Fortbildungsformate, die diese Unterschiede nicht aufgreifen und bearbeiten, können daher oft keine nachhaltigen Effekte erzielen. Es macht daher Sinn, sich auch auf Formate zu besinnen, die in der Führungskräfte- und Teamentwicklung an Schulen eingesetzt werden. So bietet etwa die Hessische Lehrkräfteakademie für schulische Entwicklungsvorhaben oder Führungskräfte Coaching und Prozessbegleitung an. Dieses Format könnte sich auch als sehr wertvoll erweisen, wenn es um die Erreichung der von der Kultusministerkonferenz proklamierten Ziele für die Medienbildung geht.

Coaching und Prozessbegleitung bieten andere Möglichkeiten als klassische Fortbildungen, um Lehrkräfte bei der Vermittlung von Medienkompetenz zu unterstützen. Im Vordergrund stehen reflexive Verfahren, die es ermöglichen, eigene Stärken und Schwächen im Bereich der Medienbildung zu identifizieren und passende Strategien zur Verbesserung zu entwickeln. Die Lehrkräfte werden dabei begleitet, wenn es darum geht, Unterrichtsideen gezielt auf die eigene Unterrichtspraxis anzuwenden. Die Reflexion der eigenen Unterrichtspraxis dient der Entwicklung maßgeschneiderter Ansätze, die den persönlichen Möglichkeiten der Lehrkräfte wie auch der organisatorischen Rahmenbedingungen der Schule entsprechen. Es geht also um einen Beratungsprozess, bei dem die Lehrkräfte einer Schule dabei unterstützt werden, ihren „eigenen Weg“ zur Vermittlung von Medienkompetenz zu finden und in die Praxis umzusetzen.

In diesem Rahmen kann der Aufbau oder die Entwicklung einer Professionellen Lerngemeinschaft (PLG) an einer Schule unterstützt und begleitet werden:

In einer Professionellen Lerngemeinschaft (PLG) arbeiten 4 - 10 Lehrkräfte einer Schule miteinander zu Fragen der Medienbildung und Medienkompetenzförderung und lernen voneinander. Stephan Huber und Sigrid Hader-Popp definieren PLGs als „Gruppen von Spezialisten mit Expertise in ihrer Profession und der Notwendigkeit, diese ständig zu aktualisieren und zu erweitern. Ihre systematische Kooperation führt zur Entwicklung von neuem Wissen, das geteilt und in die Ausübung der Profession eingebracht wird.“4 Die Lehrkräfte einer Schule reflektieren in der PLG ihr medienpädagogisches Unterrichthandeln und entwickeln es weiter.

Bestimmungskriterien für Professionelle Lerngemeinschaften5:

Der Coach oder Prozessbegleiter unterstützt die Lehrkräfte bei der Durchführung der Professionellen Lerngemeinschaft und fördert Prozesse, in denen Reflexion und Dialog, Lernen und Zusammenarbeit sowie Feedback und Wissenstransfer zu medienpädagogischen Themen realisiert werden können. Dabei ist die Prozessbegleitung auf die „Hilfe zur Selbsthilfe“ konzentriert, um möglichst schnell eine eigenständige Fortführung der Lerngemeinschaft zu ermöglichen.


Text: Mathias Fechter

 

(1) Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK): Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule, Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK), Bonn 2022
(2) Kultusministerkonferenz: Bildung in der digitalen Welt. Strategie der Kultusministerkonferenz. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016 in der Fassung vom 07.12.2017
(3) Sekretariat der Kultusministerkonferenz: Lehren und Lernen in der digitalen Welt. Ergänzung zur Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 09.12.2021), Berlin/Bonn 2021
(4) Huber, S.; Hader-Popp, S.: Von Kollegen lernen: professionelle Lerngemeinschaften. In: Bartz et al. (Hrsg.): Praxiswissen SchulLeitung (81.15), München: Wolters Kluwer 2006.
(5) Nach Bonsen, M.; Rolff, H.-G.: Professionelle Lerngemeinschaften von Lehrerinnen und Lehrern. In: Zeitschrift für Pädagogik 52 (2006) 2, S. 167–184.